Starke Argumente für ein Konsensmodell

Offener Brief an alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie die Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd, 24. April 2018

Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir stellen Ihnen heute ein Konzept und dessen tragende Ideen vor. Die Konzeptpräsentation zeigt keinen fertig durchgearbeiteten Entwurf, sondern die Suche nach der Lösung möglichst vieler strittiger Aspekte. Das Modell soll aufzeigen, dass mit der Veränderung des Baukörpers wertvolle Kompromisse erzielt werden können.

Die BI hat das Konzept mit DI/DD Roman Emberger entwickelt, dessen Expertise auf dem Gebiet herausragend ist: Seine Diplomarbeit schrieb er zu einer „behutsamen und landschaftsschonenden Stadterweiterung von Schwäbisch Gmünd“, beim Weltkongress der Landschaftsarchitekten zum Thema: STADT | NATUR | ZUKUNFT wurde er ausgezeichnet; er ist Preisträger im Landeswettbewerb „Zukunftsfähige Stadterneuerung in Baden-Württemberg“.

Wir wollen nicht über Fragen der Schönheit oder Modernität diskutieren; sie sind subjektiv und der aktuelle Planungsstand lässt keine Aussagen zu. Ein Flachdach macht ein Gebäude genauso wenig automatisch modern, wie ein Satteldach es traditionell macht. Materialität, Oberfläche und vieles mehr, was noch nicht absehbar ist, spielen hier eine wesentliche Rolle.

Worüber wir sprechen sind städtebauliche, soziale und gesellschaftliche Aspekte.

Massigkeit
Die Wucht und Massivität des Investorenbebauung bedrängt und missachtet die umgebende Bebauung. Der Zeiselberg soll großflächig aufgeschüttet, das Gebäude auf Stelzen gesetzt werden. Ziel des Konsensentwurfes ist eine Zurücknahme der Massigkeit. Sie wird erreicht, indem das Gebäude weniger auskragt.

Erschlagende Wirkung
Das von der BI vorgeschlagene Gebäude steht auf dem Zeiselberg, der nicht angeschüttet werden muss. Es tritt in die Achse mit der aktuellen Bebauung ein. Bei den aktuellen Plänen liegt die Unterkante des Gebäude etwa 6 Meter über dem Glückslichtweg. Sie sehen von dort also etwa 13 Meter Höhe hinauf. Das vorgeschlagene Satteldach – dessen Form etwas über regionale Anbindung aber nichts über Modernität oder Tradition aussagt, hat die Wirkung, dass es die Baumasse zurücknimmt und damit das Gebäude in die Umgebung integriert.

Panorama
Das Herz des Zeiselberges ist das große Plateau und die grandiose Rundumsicht. Das hebt auch die Begründung der Vorlage hervor. Nach unserer Vorstellung soll das Panorma so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, das Plateau so wenig wie möglich bebaut werden. Aktuell wird die Sicht der Hälfte der Besucher_innen massiv durch das Gebäude beschnitten. Das Konsenmodell steht der Sicht nicht im Wege.

Biergartencharakter
Der besondere Charakter schöner Biergärten – so auch jener auf dem Zeiselberg- liegt darin, dass die Besucher_innen sich in einem Garten fühlen. Indem wir das Gebäude verkürzen und drehen, entsteht eine harmonische Wirkung. Der Naturort Zeiselberg bleibt im Vordergrund, nicht die Bebauung. Wer städtisches Flair sucht und vor einem mehrstöckigen Gebäude sitzen will, ist in der Innenstadt mit Paulaner und Alpenkulinarik weiterhin gut aufgehoben.

Größe
Die Größe des Vorhabens soll den Ideen, denen der Gemeinderat und viele Menschen aus der Bevölkerung in den letzten Jahren zugestimmt haben und auf deren Umsetzung sie sich freuen, entsprechen. 2016 und 2017 hat der Gemeinderat in verschiedenen Sitzungen einer Verstetigung des Biergartens zugestimmt –auf einer Fläche von „etwa 180m²“ und „einstöckigem Charakter“ (Zitat Ausschreibung). In diesen Wochen stimmen Bauausschuss und Gemeinderat über ein Vorhaben ab, das mit der ursprünglichen Planung, wie sie schon zur LGS grundgelegt wurde, kaum noch etwas zu tun hat. Aus der Verstetigung des provisorischen und dennoch geliebten Biergartens, die von allen Seiten Zuspruch gefunden hat, ist ein, nach deren eigenem Bekunden, „Prestigeobjekt“ einer Brauerei geworden, eine Mischnutzung aus Gastronomie und Wohnungen. Mit einer überbauten Fläche von knapp 300m² und in großen Teilen zwei Stockwerken. Die nahezu 800 Bürger_innen, die bis heute unsere Unterschriftenlisten gezeichnet haben, haben sich zum größten Teil vor Ort ein eigenes Bild gemacht haben. Sie stehen für die große Anzahl an Gmünder_innen, die das Projekt nicht wiedererkennen.

Überbaute Fläche
Das Konsensmodell benötigt rund ein Drittel weniger Grundfläche, bei nahezu gleich bleibender Nutzfläche. Erreicht wird dies durch eine Unterkellerung. In der Ihnen vorliegenden Begründung wird hervorgehoben, dass die Kuppe des Zeiselbergs 0,9-2,6 Meter aufgeschüttet ist und ein Gebäude daher besonders gegründet werden muss. Ein Keller als Vollgeschoss, in dem nach hinten Technik und Lager, nach vorne eine Wohnung mit Garten untergebracht werden könnten, benötigt 3 Meter: Das ist kein großer Schritt.

Lautstärke
Das Gebäude muss im Rahmen des Machbaren die Nachbarschaft und deren Bedürfnisse berücksichtigen. Das Lärmgutachten zeigt deutlich, dass ein Betrieb über 22 Uhr nur in Ausnahmefällen möglich ist. Ein Biergarten ist nicht leise- das wurde und wird auch von niemandem gefordert. Das Konsensmodell stellt den Biergarten in den Vordergrund, behält den geplanten Wintergarten, verzichtet aber bewusst auf die Terrasse. Sie wird nicht benötigt, weil der ganze Biergarten eine Terrasse ist, das ist sein Wesen. Gleichzeitig werden damit die Anwohner_innen respektiert, die in der Unteren Zeiselberstraße wohnen. Sie tragen von der Vorderseite den Straßenlärm und von der Rückseite – das Lärmgutachten zeigt es deutlich – die Geräusche des Biergartens. Eine weitere Beeinträchtigung durch eine hinzugefügte Terrasse soll daher vermieden werden.

Zum Schluss
Ein Pachtvertrag über 30 Jahre mit Option auf Verlängerung bedeutet: Sie entscheiden für die nächsten Generationen. Bewahren Sie bitte uns Gmünder _innen heute und den kommenden Generationen ihren herrlichen Biergarten. Es ist schließlich der einzige, den es hier gibt. Mehr werden es nicht werden!

 

Das Konsens-Modell.